Vom Western zu Ostern

Die Geschichte hat alles, was einen richtig guten Western ausmacht. Da reitet der einsame Cowboy in die Stadt; keiner hat die leiseste Ahnung, wer er ist. Man tuschelt hinter vorgehaltener Hand. Das anfängliche Misstrauen schlägt schnell in offenen Hass um, angeheizt von den Besitzern der Saloons, Spielcasinos und Bordelle. Denn dieser Mann ist einfach anders.

Ja, er war anders! Nicht nur ein kleines bisschen moralischer als die anderen, sondern ganz und gar einzigartig. Während sie sich stritten, war er der Friedensstifter. Wo sie sich hassten und Lager bildeten, sprach er von Vergebung. Aber keine Sorge, er war kein Weichling – einmal hat er ein paar Gauner einfach aus dem Saloon geworfen, als diese dabei waren, ahnungslose Reisende abzuzocken. Den führenden Herren der Stadt gab er ordentlich zu denken.

Wie es kommen musste, kam es: Anfangs fanden ihn einige noch ganz gut, aber die meisten konnten mit seinem Anderssein einfach nichts anfangen. Er weigerte sich, die Spielregeln der Stadt zu akzeptieren. Unparteiisch und radikal ehrlich – das war einfach zu viel.
Und so kam es, wie es zu erwarten war: Ein Kesseltreiben gegen den Fremden begann. Mit einem hastig einberufenen Gericht wurde dem Ganzen ein Hauch von fadenscheiniger Gerechtigkeit übergestülpt. Und schnell landete er am Galgen.
Endlich war die Welt wieder in Ordnung. Der Störenfried war weg – für zwei Tage!

Machen wir einen Sprung vom Western zu Ostern. Hölle, Tod und Teufel dachten, sie wären den Störenfried Jesus endlich losgeworden. Aber falsch gedacht! Sein Leichnam, doppelt und dreifach gesichert und bewacht, wurde am dritten Tag nach seinem Tod von einer gewaltigen Kraft erweckt und stand wieder auf. Er befreite sich aus den Leintüchern, erschien hunderten von Leuten, aß und trank mit ihnen – und startete als Erster die neue Geschichte Gottes mit der Welt.

Drei Tage zuvor, bei seinem Tod, war in Wirklichkeit die große Schuld beglichen worden. Jetzt, am Ostermorgen, ging es dem Tod an den Kragen. Dieser letzte Feind, der die ganze Schöpfung mit eiserner Faust gefangen hielt, wurde entmachtet. Jesus kam zurück ins Leben!
Diese drei Tage waren die Stunde Null der Weltgeschichte. Etwas ganz Neues, noch nie dagewesenes geschah. Der Schöpfer selbst gab sich dem Tod in die Hände, um ihn dann von innen heraus zu sprengen. Denn die Auferstehung von Jesus war viel mehr als nur das Wiedererwachen eines Toten. Es war der Startschuss für eine neue Schöpfung. Die Bibel deutet die atemberaubende Dimension dessen an, was da geschah: So wie Jesus auferstanden ist, werden auch wir auferstehen. Und die Welt wird auferstehen! Am Ende steht nicht der Tod und das Vergehen, sondern eine „Welt 2.0“, eine neue Schöpfung, die unsere alte Welt wie ein verblasstes Schwarzweißfoto zu einem strahlenden Farbbild erscheinen lässt. Denn wenn der Tod nicht mehr die absolute Macht hat, dann kann endlich neues Leben erblühen.

Eigentlich schade, dass Christen nur kleine Kreuze um den Hals tragen. Denn der Tod Jesu war nicht das Ende. Die Auferstehung wirft das Licht des Sieges auf das Kreuz. Plötzlich wird klar: Dieser grausame Tod vor drei Tagen war kein Scheitern, sondern ein notwendiger Schritt. Ostern bestätigt Karfreitag, und Karfreitag bereitet den Weg für Ostern. Weil Schuld vergeben wurde, hat auch der Tod kein Recht mehr, die Welt gefangenzuhalten.

Für uns heute heißt das ganz einfach: Es ist eine neue Geburt möglich. Mit diesem Recht können sterbliche Menschen ewiges Leben empfangen. Die Verbindung ist klar: Wie Jesus als Erster den Tod aufgebrochen und besiegt hat, werden auch wir auferstehen. Und schließlich wird die gesamte Schöpfung auferstehen. Das Ende ist nicht Jammer, Krankheit und Tod, so sehr es auch noch Realität zu sein scheint. Dank Ostern sind Dinge möglich, die es in keinem Western gibt. Willkommen in der Zukunft! Frohe Ostern!

Fotos v.o.n.u.:
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