Pfingsten ist mehr als ein paar freie Tage

Wie stellen Sie sich einen Geist vor? Als Gespenst mit einem weißen Umhang? Oder als eine Spukgestalt, die in alten Kellern und verwunschenen Häusern herumpoltert? Wahrscheinlich nehmen die meisten von uns solche Geschichten nicht besonders ernst. Und doch spricht Jesus vom Kommen eines Geistes. Im Bericht des Johannes, Kapitel 16, Vers 13, heißt es: "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen."
Im Mai feiern wir Pfingsten, zwei gesetzliche Feiertage. Wenn wir in Deutschland eine Umfrage machen würden, was dieser Tag bedeutet, wie wäre wohl das Ergebnis? Ich glaube, die wenigsten Menschen könnten darauf die richtige Antwort geben. Doch Pfingsten ist mehr als nur ein verlängertes Wochenende mit hoffentlich schönem Wetter!

Nachdem Jesus zum jüdischen Passahfest nach Jerusalem gekommen war, hält er eine lange Rede an seine Jünger. Dabei erklärt er ihnen, dass er nicht mehr lange bei ihnen sein wird. Er sagt ihnen auch, dass sie nicht mitkommen können, ihm später aber nachfolgen werden. Und er verspricht seinen Zuhörern, dass er sie nicht alleine zurücklassen wird. Ja sogar, dass er in ihnen bleiben wird, indem er ihnen den "Geist der Wahrheit" sendet. Ganz sicher hörten die Jünger dieser Rede aufmerksam zu. Doch sie verstanden sie erst einmal nicht.
Wer die Bibel kennt, weiß, wie es danach weitergeht. Jesus wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und am Kreuz hingerichtet. Nach der Grablegung ist er auferstanden und wenig später wieder in den Himmel aufgenommen worden. Das alles wussten seine Zuhörer noch nicht, deshalb konnten sie es auch nicht verstehen.

Sieben Wochen nach dem Passah waren wieder sehr viele Menschen in Jerusalem zum Wochenfest, dem jüdischen Pilgerfest Schawuot, versammelt. Da geschah etwas Unerwartetes: Dieser "Geist der Wahrheit" kam auf diejenigen, die den Worten des Herrn glaubten. Jesus hat sein Versprechen erfüllt und war wieder bei ihnen. Ja, mehr noch, er war jetzt in ihnen!
Das hatte, wie die Apostelgeschichte in Kapitel 2 berichtet, erstaunliche Wirkungen. In fremden, ihnen unbekannten Sprachen, verkündeten die Jünger die Heilsbotschaft Gottes. Der guten Nachricht, dass Menschen von ihren Sünden befreit werden können - in aller Welt. Gott handelte nach seinem ewigen Erlösungsplan, welcher bis heute in den an Jesus Christus, den Erlöser, gläubigen Menschen wirkt. Es war der Beginn der christlichen Gemeinde, die heute über die ganze Welt verteilt ist. Als "Salz der Erde", wie Jesus sie einmal bezeichnet. Ein Salz, was die sündige Menschheit für Gott noch schmackhaft sein lässt.

Habe ich diesen Geist Jesu in mir? Haben Sie diesen Geist in sich? Ich weiß es nicht, denn ich kann nicht in Ihr Herz schauen. Aber Gott kann es. Er kennt unsere Herzen und möchte uns gerne mit seinem guten Geist erfüllen. Er möchte in uns leben und seine Liebe und Herrlichkeit durch uns sichtbar machen. Und er möchte uns in die Wahrheit führen. Eine Wahrheit, die in Jesus Christus ganz persönlich wird, wenn er sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich" (Johannes 14,6).
Sind wir bereit, in ihm zu bleiben? Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass Gott auch in uns bleibt. Gott ruft und bietet an, aber er drängt sich uns nicht auf. Seine Liebe und unsere Freiheit sind so groß, dass er uns die Entscheidung überlässt. Wir sind keine Marionetten an unsichtbaren göttlichen Fäden, sondern Menschen mit einem Geist, der selbst entscheiden darf. Wir haben die Wahl, ob wir seinem Weg zur Wahrheit und dem Leben folgen wollen, oder nicht.
Dieser Geist Gottes, der Heilige Geist, "gibt uns Zeugnis, dass wir seine Kinder sind" (Römer 8,16). Woran können wir das erkennen? Johannes schreibt dazu: "Jeder Geist, der da bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen, der ist von Gott. Und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennt, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott" (1. Johannes 4,2-3). Und der Apostel Paulus schreibt: (1. Korinther 12,3) "Keiner, der durch den Geist Gottes redet, wird jemals sagen, Jesus sei verflucht. Und ohne den Heiligen Geist kann keiner sagen: Jesus ist der Herr!" Gottes Geist führt uns immer zur Buße, zum Kreuz und zum auferstandenen Herrn.

Der Geist Gottes ist kraftvoll, aber er ist mehr als nur eine Kraft. Er kann sprechen, rufen, für uns flehen und seufzen, uns führen, leiten und ergründen. Er will Gemeinschaft mit uns haben, in der wir ihn aber auch betrüben können. Christen sind der Tempel Gottes, wenn Gottes Geist in ihnen wohnt.
Wir können und dürfen Gott, den Vater, Jesus, den Sohn und den Heiligen Geist nicht voneinander trennen. Auch wenn wir dieses göttliche Geheimnis in diesem Leben nicht ganz verstehen können. Deshalb werden Christen im Beispiel auch auf den "Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" getauft.
Es liegt an uns, Gott in uns Raum zu geben. Uns durch ihn führen, verändern und zum ewigen Ziel bringen zu lassen. Ich möchte den Heiligen Geist Gottes nicht ohne Wirkung in meinem Leben lassen. Ganze Hingabe an Gott in einer Welt, die uns ebenfalls ganz in Anspruch nehmen will - in diesem Kampf stehen Christen. Und sie können ihn gewinnen: "Denn der, der in uns ist, ist stärker, als der in der Welt ist" (1. Johannes 4,4).