Der Gott im Nebel
Vor einiger Zeit habe ich in einem Buch des Physikers und Autors Prof. Werner Gitt ein sehr anschauliches Beispiel gelesen. Ich möchte versuchen, es mit meinen Worten wiederzugeben:
Die Menschheit lebt am Fuße eines sehr hohen Berges, dessen Gipfel in geheimnisvollem Nebel verborgen ist. Obwohl die Spitze unerreichbar scheint und sich hinter einem Schleier der Ungewissheit verbirgt, ist den Menschen bewusst, dass dort oben Gott wohnt. Dieses Wissen ermutigt sie, den Aufstieg zu wagen. Denn die Begegnung mit Gott ist ein lohnendes Ziel, das sie in all ihren Bestrebungen antreibt. In diesem Streben, sich ihm zu nähern, versuchen die Menschen an verschiedenen Stellen des Berges emporzusteigen. Dieser beständige Versuch spiegelt sich die vielfältigen Religionen und spirituellen Traditionen wider, die durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte entstanden sind.
Gott, der die Mühen und das Bestreben der Menschen sieht, weiß um den aussichtslosen Kampf, den sie führen, um ihm näherzukommen. Er sieht, dass es ihnen unmöglich ist, den Gipfel zu erreichen. In seiner unendlichen Güte und seinem Erbarmen mit der Menschheit entscheidet er sich deshalb, in Jesus Christus selbst zu den Menschen herabzukommen. Diese wunderbare Begegnung ist der Kern des Christentums! Sie bietet uns Menschen Trost und Hoffnung in der Erlösung an. Sie zeigt, dass Gott nicht fern und unerreichbar ist, sondern uns in unserer Suche nach ihm nahekommt und uns in unserer Erschöpfung durch die Trennung von ihm begegnen will. So wird der Gipfel nicht mehr nur als unerfüllbarer Wunsch wahrgenommen, sondern als ein Ort des Zusammenkommens, an dem Gott den Menschen in ihrer Schwachheit und Verlorenheit begegnet.
"Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!"
(Matthäus 11,28)
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