Wir alle haben sicherlich schon einmal versucht, den Mond ein wenig genauer zu betrachten. Mit bloßem Auge können wir seine Oberfläche erahnen, und mit einem Fernglas oder Teleskop wird das Bild noch klarer. Doch was wir oft übersehen, ist die Tatsache, dass wir immer nur die uns zugewandte Seite des Mondes sehen. Aufgrund der gleichen Rotationsgeschwindigkeit mit der Erde zeigt er uns stets nur sein "Gesicht", während die dunkle Seite verborgen bleibt.
Im letzten "Standpunkt" habe ich versucht, meinen Weg vom "Gärungsprozess", hin zum wahren und erfüllten Leben zu beschreiben. Manch einer mag gedacht haben: zu schön, um wahr zu sein. Und das ist in einem gewissen Sinn auch richtig. Mein Lebensweg war alles andere als gradlinig und standfest, sowohl im Alltag als auch in meiner Beziehung zu Jesus.
Die ersten Jahre meines Christseins waren von sichtbarem Segen geprägt. Ich lernte eine gläubige Frau kennen, die später meine Ehefrau wurde. Wir bekamen zwei Kinder und zogen nach Ludwigshafen am Rhein. Ich fand eine gute Anstellung bei der Mannheimer Straßenbahn, während meine Frau unser erstes Geschäft eröffnete. Später segnete uns der Herr mit einem schönen Haus, und ich konnte meinen Traum von der Selbstständigkeit verwirklichen. In der Christlichen Gemeinde Frankenthal fanden wir unser geistliches Zuhause und erlebten eine wunderbare Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. Ich durfte Verantwortung übernehmen und Predigtdienste halten. Auch der Beginn von "Weg zum Leben" fiel in diese gesegnete Zeit.
Doch in den Jahren bei der Bahn lernte ich schnell: Ohne Strom funktioniert nichts. Wenn der Stromabnehmer eingeschliffen ist, verliert er den Kontakt zur Oberleitung. Die Bahn bleibt bald stehen, und das wäre mir beinahe passiert. Irgendwann hatte sich mein Leben mit Gott eingespielt; meine geistliche "Lebensbahn" wurde langsamer und drohte zum Stillstand zu kommen. Äußerlich schien alles in Ordnung, doch ohne die nötige Energie wurde sie zu einem gepflegten, aber leeren Gefährt. Die Bibel nennt das Heuchelei. Fast unbemerkt hatte ich den Kontakt zu Gott verloren, als meine Verbindung zum Heiligen Geist abflaute.
Es gibt viele Gründe, warum wir die innere Beziehung zu Gott verlieren können. Natürlich steht dabei die Sünde an erster Stelle. Ich musste die schmerzliche Erfahrung machen, dass sie mich viel weiterführte, als ich eigentlich gehen wollte. Auch Nachlässigkeit und ein trügerisches Gefühl der Sicherheit sind gefährlich. Meine Zeiten des Gebets wurden kürzer und seltener, während die Zeit, in der die Bibel im Regal verweilte, zunahm. Irgendwann merkte ich, wie meine geistliche Energie schwand, und es wurde dunkel und kalt in meinem geistlichen Leben - ähnlich wie auf der Rückseite des Mondes.
Zu Petrus sagte Jesus: "Simon, Simon, der Satan hat euch haben wollen, um euch durchsieben zu können wie den Weizen. Doch ich habe für dich gebetet, dass du deinen Glauben nicht verlierst." 2 Wenig später schien der Apostel der traurigste und einsamste Mensch zu sein - er hatte Jesus verleugnet! 3 Doch der Herr hat ihn gehalten und in liebevoller Weise wieder angesprochen: "Geht zu seinen Jüngern und sagt ihnen und dem Petrus …" 4
Roberto Tappert
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