Die Menora - der siebenarmige Leuchter
Neben dem sog. Davidstern ist sie das Sinnbild des Judentums überhaupt. Immer wieder taucht die Menora in der jüdischen Geschichte auf. Seit 1948 ist sie auch Teil des offiziellen Wappens des Landes Israel: Hier steht der Leuchter, umgeben von Olivenzweigen, auf einem zweistufigen Podest. Vor dem israelischen Parlament, der Knesset, steht ebenfalls eine etwa fünf Meter hohe Menora - sie soll die Identität des jüdischen Volkes symbolisieren.
Bereits im 2. Buch Mose, Kapitel 25, Verse 31-40, wird berichtet, dass Gott selbst die Herstellung dieses besonderen Leuchters angeordnet hat. "Du sollst einen Leuchter von reinem Golde machen; in getriebener Arbeit soll der Leuchter gemacht werden, sein Fuß und sein Schaft; seine Kelche, seine Knäufe und seine Blumen sollen aus ihm sein …" Er wurde im Stiftszelt, dem transportablen Heiligtum der Israeliten während der Wüstenwanderung1, aufgestellt. Gott gab genaue Anweisungen, wie der Leuchter anzufertigen war. Außerdem hatte er ihn Mose in einer Vision gezeigt. Allerdings ist nicht eindeutig, wie groß er sein sollte. Im Vers 39 heißt es aber: "Aus einem Talent reinen Goldes soll man ihn machen mit allen diesen Geräten." Wenn man die gängige Umrechnung annimmt, waren das etwa 34 Kilogramm reines Gold. Dazu sollte er aus "getriebenem Gold", also aus einem Stück gefertigt werden. Der Talmud2 berichtet, dass er etwa 1,5 m hoch gewesen sein soll. Nach Vers 2 wurden das Stiftszelt und seine Einrichtung aus freiwilligen Spenden des Volkes finanziert. Die Lampen wurden bei Anbruch der Nacht angezündet und brannten bis zum Morgengrauen. Auffällig ist, dass es den Priestern geboten war, selbst am heiligen Schabbat, an dem das Anfeuern eigentlich untersagt ist, dafür zu sorgen, dass die Lichter der Menora nicht erloschen.
In erster Linie verbreitet die Menora Licht. Nachdem das jüdische Volk ein "Licht unter den Völkern" (Jesaja 42,6) werden soll, liegt die enge Verbundenheit zwischen Juden und der Menora auf der Hand.
Im Anfang war die Welt wüst, leer und finster. Dann sprach Gott: "Es werde Licht" (1. Mose 1,2-3).) Das so hervorgerufene Licht kam aus Gott als Antwort auf die Verwirrung. Auf Hebräisch heißt dieses Licht "or". An anderen Stellen, bei der die Bibel diesen Begriff verwendet, meint sie mit "or" Leben3. Der Leuchter verkörpert somit das Licht, das von Gott gegeben wurde, um Leben zu schenken. Die Menora im Stiftszelt bzw. dem Tempel erinnert daran, dass Gott zuallererst das Licht auf die Erde gebracht hat - das Licht, welches er selbst ist: "Gott ist Licht" (1. Johannes 1,5). So können wir das erste Gebot verstehen, welches im gerade errichteten Stiftszelt erfüllt werden musste: Die sieben Lichter der Menora zu entzünden (4. Mose 8,2). Auf der physischen Ebene diente die Menora der Beleuchtung des Stiftszeltes. Auf der geistigen Ebene soll sie Herz und Verstand erleuchten und Gott zuwenden.
Alles am Leuchter war aus einem Stück gearbeitet (getrieben) und symbolisiert somit Einheit trotz der sieben Leuchten. Die Anzahl der Lichter ist ein bedeutsames Merkmal der Menora.
Im Alltag drückt die Sieben manchmal eine vollständige, in sich geschlossene Ganzheit aus. Die Tonleiter etwa umfasst sieben verschiedene Töne, der Regenbogen hat sieben Farben, auch unsere Woche besteht aus sieben Tagen.
In der Bibel kommt die Zahl Sieben sehr oft vor und bedeutet Vollkommenheit und Gesamtheit: sieben Schöpfungstage, der siebente Tag ist Schabbattag, das siebente Jahr Schabbatjahr, der Regenbogen hat sieben Farben, der Festkalender in 3. Mose 23 zählt sieben Feste. Siebenmal umrundete das Volk die Mauern von Jericho. Jesus fordert uns auf, siebenmal siebzigmal zu vergeben. Die Offenbarung spricht von sieben Geistern, sieben Gemeinden, Jesus steht inmitten von sieben Leuchtern und hat sieben Sterne in der Hand (Offenbarung, Kapitel 1). Es werden sieben Plagen angekündigt usw. Auch das Vielfache von sieben findet sich oft. Die Zahl Sieben ist in der Bibel das Zeichen für Vollendung und Vollkommenheit. Eine göttliche Vollkommenheit, die auch wir eines Tages erleben werden, wenn wir uns unsre Sünden vergeben lassen.
Vom Glauben zu Schauen - das Schönste kommt noch!
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Abbildung links:
Münze aus der Hasmonäerzeit 1. Jh. v. Chr.
Abbildung rechts:
Aktuelle israelische 10 Agorot Münze |
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Unterschied Menora vs. Chanukkia
Noch ein anderer Leuchter spielt eine Rolle im Judentum: Die Chanukkia. Auf den ersten Blick sehen sich die beiden Leuchter sehr ähnlich, jedoch gibt es zwischen Menora und Chanukkia deutliche Unterschiede: Die Chanukkia taucht in der Bibel nicht auf, sie basiert auf traditioneller Überlieferung und erinnert an ein Wunder. Sie wird nur zu Chanukka entzündet, dem jüdischen Lichterfest. Außerdem hat die Menora sieben Leuchter, die Chanukkia jedoch acht beziehungsweise neun.
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1 Zwischen 1.550 und 1.500 v. Chr.
2 Der Talmud ist der Versuch jüdischer Schriftgelehrter, die Heilige Schrift für den Alltag auszulegen und zu erklären.
3 Das hebräische Wort "or" hat eine andere Bedeutung als "ma'or". Deutlich wird das bereits in den ersten Versen der Bibel, dem Schöpfungsbericht (1. Mose 1). In den Versen 3 und 4 heißt es: "Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war." Dabei wird jeweils "or" verwendet, was soviel wie absolute Autorität andeutet. Erst danach (Verse 14-16) schuf Gott die Lichter am Himmel ("ma'or") im Sinn von beleuchteten Körpern.
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