Ist Gott gerecht?

Gerechtigkeit ist ein großes Thema in unserer Zeit. Wahrscheinlich war es das schon immer und zu allen Zeiten. Wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, ungerecht behandelt zu werden. Viele Menschen leiden darunter und wünschen sich, gerecht behandelt zu werden, denn Ungerechtigkeit tut weh.
So ist es nicht verwunderlich, dass auch in der Bibel Gerechtigkeit ein wichtiges Thema ist. Über 300 Mal finden wir darin die Worte Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit. In seinem Brief an die christliche Gemeinde in Rom schreibt der Apostel Paulus einen ganzen Abschnitt darüber. In Kapitel 3,26 heißt es: "Gott zeigt seine Gerechtigkeit jetzt, in dieser Zeit. Er ist gerecht und macht gerecht den, der aus dem Glauben an Jesus lebt."

Ob wir uns gerecht oder ungerecht behandelt fühlen, hängt viel von unserem persönlichen Empfinden ab. Doch was ist wirklich gerecht? Um das richtig beurteilen zu können, brauchen wir einen Maßstab! Den finden wir z.B. in unseren Gesetzen und gesellschaftlichen Normen, von denen wir geprägt sind. Übergeordnet und absolut aber in den Geboten und Rechtsordnungen Gottes, die er uns in der Bibel mitteilt. Das sind Regeln, die für alle Menschen und über alle Zeiten und Gesellschaftsformen gültig sind. Der Standard, an dem wir unsere eigene Gerechtigkeit beurteilen können und sollen. Wenn wir dabei nur einmal an die Zehn Gebote denken, merken wir, wie schnell wir an unsere Grenzen stoßen und selbst ungerecht sind. Aus Gottes Sicht sind alle Menschen zutiefst ungerecht!
Wenige Zeilen vor dem genannten Vers zitiert Paulus aus Psalm 14: : "Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer." So sieht uns Gott - auch wenn wir das oft anders sehen. Die Konsequenz daraus ist, dass keiner zu Gott kommen darf, auch nicht einer!

Gottes Gerechtigkeit ohne Gnade wäre Hartherzigkeit. Doch Gottes ganzes Wesen ist Liebe. Deshalb hat er Erbarmen mit uns und ist gnädig, auch wenn wir es nicht verdienen.
Er ist - so haben wir gelesen - "gerecht und macht den gerecht, der aus dem Glauben an Jesus lebt." Dazu erklärt Paulus in Vers 22:) "Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die durch den Glauben an Jesus Christus zu allen kommt, die glauben." Gott macht gerecht durch den Glauben an Jesus. Oder anders aus-gedrückt: Durch den Glauben an Jesus Christus werden wir vor Gott gerechtfertigt. Und das mit einer Gerechtigkeit, die Gott anerkennen kann, ohne selbst ungerecht zu werden. Das Leben im Glauben an das Opfer Jesu am Kreuz von Golgatha ist das Einzige, was uns vor Gott gerecht machen kann. Jesus hat die Strafe für unsere Ungerechtigkeit auf sich genommen, damit wir zu ihm kommen können. Sein stellvertretender Tod am Kreuz geschah, weil Gott gerecht, aber auch barmherzig ist.

Vor einiger Zeit habe ich von folgender Begebenheit gelesen: Ein angesehener Richter einer Stadt hatte einen Prozess gegen einen Straftäter zu leiten. Wie sich im Laufe der Verhandlung herausstellte, gab es an der Schuld des Angeklagten keine Zweifel. Zu deutlich waren alle Belege und Beweise gegen ihn, als dass der Richter ihn freisprechen konnte. Es gab keine andere Möglichkeit, als den Beschuldigten zu einer hohen Geldstrafe zu verurteilen. Das Urteil war ein eindeutiger Schuldspruch; dazu war das Gericht vor dem Gesetz verpflichtet. So verlangte es die Gerechtigkeit.
Trotzdem geriet der Richter mit sich selbst in einen Konflikt. Er kannte die finanziellen Verhältnisse des Täters und wusste, dass dieser die Strafe niemals bezahlen kann. Bis an das Ende seines Lebens wäre er hoch verschuldet und könnte kein unbelastetes Leben mehr führen. Trotz seiner schweren Schuld tat der Mann dem Richter leid. Doch was sollte er machen? So sprach er das Urteil und beendete die Verhandlung.
Nachdem er seine Robe ausgezogen hatte, ging er zur Gerichtskasse. Dort bezahlte er die dem Verurteilten auferlegte Strafe aus seiner eigenen Tasche. Nun war dem Gesetz völlig entsprochen, doch das Erbarmen des Richters schenkte dem Schuldigen auch eine völlig unverdiente Gnade.

Ich weiß nicht, ob sich die Sache wirklich so zugetragen hat. Auf jeden Fall veranschaulicht sie deutlich, wie Gott mit uns handelt. Sein Urteil über uns ist ohne jeden Zweifel ein Schuldspruch. Eine Schuld, die wir niemals abzahlen können. Deshalb hat Jesus am Kreuz unsere Strafe "aus eigener Tasche" bezahlt und das mit den Worten "Es ist vollbracht" besiegelt und rechtskräftig gemacht.
Wäre Gott nur gerecht, würde uns das für immer von ihm trennen. Doch seine Gerechtigkeit, vereint mit Gnade in Jesus Christus, kann uns Vergebung und Hoffnung schenken. Ewige Hoffnung und Zuversicht, die weit über unsere Zeit auf der Erde hinausreicht.

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