Der Mensch als Sondermüll? Vor einigen Jahren wurden neue bzw. ergänzende Gesetze zur Einäscherung von Verstorbenen erlassen. Damit trug man der ständig steigenden Zahl von Feuerbestattungen Rechnung und konkretisierte die entsprechenden Bestimmungen aus dem Jahr 1934. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vermeidung bzw. Filterung von Schadstoffen, die in den Krematorien bei der Leichenverbrennung entstehen.
Das erste deutsche Krematorium wurde 1878 in Gotha in Betrieb genommen. Der Anteil an Feuerbestattungen betrug 1981 schon 18,7 %; 1991 - 26,7 % und 1995 - 36 %; 2018 - 73 % (Quelle: idea und "Der Spiegel"). Der hohe Ausstoß von Giftstoffen ist dabei auf körperfremde Bestandteile des Menschen zurückzuführen. Glasaugen, Zahnfüllungen, Silikonpolster, Herzschrittmacher, künstliche Gelenke, Nägel, Schrauben, Schienen u. ä. führen während des Verbrennungsvorganges (1-1½ Stunden bei etwa 800 °C) zu einer relativ hohen Luftbelastung.
Bevor wir uns mit dem Tod und dem Begräbnis aus Sicht der Bibel beschäftigen, wollen wir uns die gängigsten Argumente für Feuerbestattungen ansehen:
Da um die Jahrhundertwende Feuerbestattungen häufig einen stark antikirchlichen Hintergrund hatten, verweigerten beide Großkirchen diese Art des Begräbnisses. Heute regeln die Kirchen diese Frage großzügiger, auch die kirchenfeindliche Begründung der Verbrennung ist nur noch eine Randerscheinung.
Was sagt nun die Bibel über die Feuerbestattung? Es ist festzustellen, dass die Heilige Schrift keine ausdrückliche Untersagung von Leichenverbrennungen enthält. Somit verstößt diese Praxis nicht direkt gegen ein göttliches Verbot oder eine Grundlage des christlichen Glaubens. In 5. Mose 21,23 gibt es jedoch eine klare Anordnung, Verstorbene (in diesem Fall Hingerichtete) zu begraben. Die Berichte im Alten und Neuen Testament zeigen, dass dieses Gebot Gottes auch beachtet wurde. Dabei ging es nicht nur um die Beseitigung oder "Entsorgung" der Leiche, sondern in erster Linie um eine würdevolle, dem Ebenbild Gottes entsprechende Beerdigung. Auch wenn der Tod des Menschen ein Ergebnis des Sündenfalls, und somit nicht gottgewollt, sondern zutiefst unnatürlich ist, gebietet die Ehrfurcht vor dem Leben eine menschenwürdige Bestattung.
Im Neuen Testament wird einige Male das Begräbnis Verstorbener erwähnt. Besonders ausführlich beschreibt es uns die Beisetzung Jesu. Das diese in der geschilderten Form nicht ungewöhnlich war, wird durch den Hinweis deutlich, dass sie nach jüdischer Sitte stattfand (Joh. 19,40). Von Leichenverbrennungen spricht das Neue Testament an keiner Stelle. Die Hinweise in Offenbarung 17,16 und 18,8 sind unmissverständlich als symbolhafte Gerichtsankündigung zu verstehen.
Im Alten Testament wird an einigen Stellen eine Verbrennung von Leichnamen angeordnet (1. Mose 38,24; 3. Mose 20,14; 21,9; Josua 7,25). Dabei handelt es sich jeweils um die Vollstreckung eines Todesurteils. Dazu muss bemerkt werden, dass die Verurteilten nicht lebendig verbrannt wurden (zum Tode Verurteilte wurden in Israel gesteinigt), sondern ihre Leichen zur Abschreckung und völligen Entehrung verbrannt werden sollten. In 2. Könige 23,15-20 wird von Verbrennungen Exhumierter berichtet, die eindeutig als Gericht durch Entehrung bezeichnet werden.
Von Totenfeuern wird uns in 2. Chronik 16,14; 21,19 und Jeremia 34,5 berichtet. Bei diesen Feuern wurden aber keine Toten verbrannt, sondern Spezereien und Räucherwerk. Damit sollte der Verstorbene in einer besonderen Form geehrt und gewürdigt werden.
Wir sehen, dass Feuerbestattungen, wie wir sie kennen, der Bibel fremd sind. Der Trend, Verstorbene zu verbrennen, entspringt, neben den schon genannten Gründen, zweifellos einem Menschenbild, welches den Menschen als Schöpfung Gottes leugnet und ihn stattdessen zu einem Nichts im neuzeitlichen, evolutionsgläubigen Denkschema degradiert. Von einer Gesellschaft, welche den Menschen nur noch als einen Klumpen Fleisch sieht und lehrt, welcher ein paar Jahre existiert und dann für immer verschwindet, kann man keinen Respekt vor dem Leben und schon gar nicht vor dem Tod erwarten. Der Wert des Menschen liegt aber nicht im Menschen selbst, sondern allein in der Tatsache, dass er von Gott geschaffen, gewollt und geliebt ist. Nur dieser Umstand schenkt dem Menschen Würde - auch im Tod.
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