Mit 66 Jahren ...

"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an ..." heißt es im Lied eines bekannten Sängers. Wir können uns vorstellen, was er damit sagen wollte. Nun habe ich selbst dieses Alter erreicht und sehe die Sache etwas anders. Statistisch gesehen befinde ich mich im letzten Viertel meines Lebens.
Bin ich jetzt alt? Alt ist bekanntlich relativ. Dazu gibt es sicher recht unterschiedliche Ansichten, die wesentlich vom Lebensalter des Betrachters abhängen. Spätestens ab Fünfzig kommt man wohl in den Bereich, in dem das Alter beginnt. Jedenfalls habe ich da schon mal den Seniorentarif eines Autovermieters bekommen. Das war zwar vorteilhaft, fühlte sich aber auch ein wenig befremdlich an.
Mir ist aufgefallen, dass ich inzwischen verstärkt auf meine Gesundheit achte. Hier und da beginnt es trotzdem schon zu knacken und zu zwicken. Ist das ein Grund zur Sorge? In mancher Hinsicht schon. Andererseits lässt es mir aber auch meine hoffnungsvolle Erwartung der Ewigkeit immer deutlicher werden.
Und es gibt noch einen anderen Punkt, der mir das Seniorsein verdeutlicht: Manches kann ich nicht mehr nachvollziehen. Damit meine ich nicht allein die rasante Geschwindigkeit technischer Entwicklungen. Ich merke auch, wie ich viele Entwicklungen in unserer Gesellschaft nicht mehr nachvollziehen kann. Männer wollen plötzlich Frauen sein, Kinder sollen selbst entscheiden, ob sie Junge oder Mädchen sind. Auch viele andere, für mich unnormale Dinge, werden zur Normalität und für modern erklärt. Da bin ich doch ziemlich altmodisch und kann mich nicht anpassen. Und ich will es auch nicht!

So lebe ich in dem Spannungsfeld, noch einige Pläne für die mir verbleibende Zeit zu haben, aber auch zu spüren, wie die Zeit vergeht und meine Kräfte nachlassen. Wie ermutigend ist es da, dass Gott mir zusagt: "Bis in euer Greisenalter bin ich es, der euch trägt. Bis ihr alt und grau geworden seid, schleppe ich euch. Ich habe es bisher getan und werde es auch künftig tun. Ich selbst belade mich und werde euch retten" (Jesaja 46,4) . Gott verspricht mir, mich zu "durchzuschleppen" - was für ein Trost! Salopp gesagt weiß ich, dass ich viel "Dreck am Stecken" habe. Als Christ nenne ich diese Dinge Sünde. Aber ich weiß auch, dass Jesus versprochen hat: "Wenn eure Sünden rot wie das Blut sind, werden sie doch weiß wie Schnee …" (Jesaja 1,18). Deshalb ist es gut und sinnvoll, das Leben vom Ende her zu betrachten. Also möchte ich mich weiterhin vertrauensvoll darauf verlassen, dass Jesus Christus mich mit sich versöhnen und mich erretten will.

Roberto Tappert